Das Verspinnen und Nähen von Hundehaare zu einem Teddy.
In diesem Artikel will ich euch zeigen, wie man Tierhaare zu Wolle verspinnt und daraus einen schicken Teddy bastelt. Dies soll euch eine kleine Anleitung mit wertvollen Tipps für euer Teddy-Projekt sein
Wie ich das Spinnen zu Wolle erlernt habe
Vor fast 14 Jahren entschloss ich mich mit meiner Freundin (Petra) das Spinnhandwerk zu erlernen. In der alten Handwerks- und UNESCO Welterbestadt Quedlinburg erlernten wir die Kunst des Spinnens. Ich wollte von Anfang lernen, Hundehaare zu verspinnen, weil ich es immer so schade fand, diese wegzuschmeißen. Hundehaare haben es aber echt in sich, denn sie sind kurz und reißen schnell.
Für diejenigen, die aus der Nähe kommen, biete ich die Möglichkeit an, bei mir einen Kurs zu besuchen. Diese finden immer Freitag statt. Meldet euch einfach im Kontaktformular an.
Woher die vielen Haare?
Für das Teddy-Projekt musste mein Leonberger Rüde Iskan herhalten. Das „dicke Wollschaf“ hat sich natürlich über meine neuen Fertigkeiten gefreut, denn ab diesem Zeitpunkt war intensives Bürsten angesagt. Ich brauchte ja genügend Hundewolle für meinen Bären.
So wird das Fell zur Wolle verarbeitet.
Um genügend Haare zur Verfügung zu haben, müssen wir das Frühjahr abwarten, denn nur da trennt sich das alte Fell und macht Platz für das Neue. In dieser Zeit heißt es jeden Tag bürsten und Haare sammeln. Bei meinem 6-jährigen Leonberger kommen in einer Saison etwa 500 g reines Fell zusammen. Dies entspricht circa einem halben Müllsack voll. Aufbewahren solltet ihr das Haar allerdings in einem atmungsaktiven Stoffsack. Plastiksäcke sind dagegen eher ungeeignet, da das Fall dann anfängt zu stinken. Am Besten eignet sich ein Leinensack, im Notfall geht aber auch ein Kissenbezug aus Baumwolle.
Die gesammelten Haare müssen dann sortiert werden. Ich empfehle hier nur das Fell vom Rückenteil zu verwenden, da es sich am Ende gut plüschen lässt. Ruten oder Hosenteile sortiere ich aus. Danach muss das Fell natürlich erstmal vom groben Dreck befreit werden. Hier könnt ihr „Fit“ verwenden und die Haare grob vorwaschen. Anschließend muss das ganze noch einmal mit Wollwaschmittel, am besten Perwoll, gewaschen und gespült werden.
Achtung!!! Nicht zu heiß waschen, die beste Temperatur ist 40°C, sonst filzt es zu stark.
Nach dem Waschen trockene ich die Haare mit Küchentücher. Dadurch wird die Feuchtigkeit gut herausgezogen und das Trocknen geht etwas schneller. Hierzu eignet sich besonders ein sonniger windstiller Tag. In der Winterzeit kann man es auch auf einer Fußbodenheizung trocknen, sofern man eine hat. Die gewaschenen Haare, die ihr hier auf dem Bild seht, entstammen aus einem anderen Projekt. Dort habe ich die Haare eines Kuvasz (Hirtenhund) verarbeitet.
Zwischendurch sollten die Haare immer ein wenig auseinandergezupft werden. Das ist wichtig, da man sonst ein reines Filzchaos erhält. Wenn das Fell vollständig trocken ist, werden es zum Kardieren vorbereitet. Hierzu braucht ihr:
- Kardiermaschine
- Spinnräder
- Kardiergerät
- etwas Schafwolle
- Edeltierhaare
Alles zu finden bei : http://wollknoll.eu
Eine Kardiermaschine besteht aus zwei großen Walzen, in der das Haar durchgekämmt wird. So erhaltet ihr ein greifbares Vlies, welches sich wesentlich besser verarbeiten lässt. Nach dem Kardiervorgang geht es an das Spinnrad und ans Verspinnen des Vlieses zu Wolle. Ich habe hier ein sehr altes Modell namens Ashfort im Einsatz. Ich liebe dieses Spinnrad sehr. Wie ihr später noch erfahren werdet, solltest ihr darauf achten, einen sehr dünnen Faden zu spinnen, da dies einen sehr schönen Mohair-Effekt ergibt. Jeder gesponnene Faden wird auf eine Spule gewickelt.
Tipp: Da die Haare eines Hundes recht kurz sind, solltet ihr auf jeden Fall vorsichtig sein, damit nichts reißt. Wenn es doch zu oft passiert, weil die Haare einfach zu kurz sind, empfehle ich Folgendes: Nehmt Schafs-, Alpaka- oder Kamelwolle und mischt sie vor dem Kardieren in einem Verhältnis von 1:1 unter.
Anschließend müssen die Fäden noch verzwirnt werden. Hierzu werden zwei Spulen mit jeweils einem Faden gleichzeitig links herum auf eine dritte Spule gedreht. Versponnen und verzwirnt sieht dann das Ganze so wie auf dem Foto aus.
Eine Anleitung oder ein Schnittmuster gab es für den Bären „Iskan“ nicht. Ich habe hier einfach meiner Kreativität freien Lauf gelassen. Als erstes ging es an den Kopf. Hier habe ich einfach eine Ei-Form gestrickt. Nehmt die linke Seite nach außen, dies sieht nach dem Aufbürsten besser aus. Ist der Kopf fertiggestellt, wird er mit Hundehaaren, welche nicht versponnenen wurden, gefüllt. Später wird das Ganze dann aufgebürstet.
Dann müssen die Augen positioniert und angenäht werden. Um letztlich die Wölbung zwischen Stirn und Schnauzte zu erhalten, muss mit Nadel und Faden gearbeitet werden. Hierzu müsst ihr einige Stellen zusammennähen und immer wieder stopfen, bis die gewünschte Form entsteht.
Für die Ohren habe ich zwei kleine spitze Dreiecke gestrickt. Dann kommt ein Dreieck aus Samt auf die andere Seite. Beides wird zusammen genäht. Haben wir beide Ohren fertig, kommt ein Dreieck aus Draht rein, um die Ohren später in alle Richtungen biegen zu können. Jetzt werden sie am Kopf angenäht. Das Aufbürsten bringt zum Schluss noch den Rest.
Die Nase und die Zunge wurden aus Fimo hergestellt. Die bekommt ihr in allen Farben im Bastelladen oder im Internet. Fimo ist eine Modeliermasse und wird bei 110°C 30 min. im Ofen gehärtet. Anschließend ist sie sehr stabil. Ich verwende Fimo oft für Nasen, Zungen oder Krallen. Wer sich das Modellieren nicht zutraut, kann auch schon fertige Nasen bei http://www.probear.de bestellen, dort gibt es auch Augen in jeder Größe und in jeder Form.
Jetzt ist der Körper dran. Hier habe ich einfach einen Kegel gestrickt und ihn mit Stahlgranulat beschwert, Das Granulat habe ich in einen kleinen Leinensack getan, da es sonst aus unserem Bären rieseln würde. In den Körper kommt noch ein bisschen Draht, um ihn zu stabilisieren. Dann wird er am Kopf angenäht.
Jetzt kommen Arme dran, die ich einfach wie einen Schlauch gestrickt habe. Sie wurden mit Draht verstärkt, dann mit Haaren gestopft und am Körper angenäht. Die Beine wurden genau wie die Arme gestrickt. Ich habe allerdings ein paar mehr Maschen genommen, damit sie ein wenig dicker sind. Ein kleines Schwänzchen hat der Teddy auch noch bekommen . Am Ende wird noch ein kleiner Schal gestrickt und der Teddy mit Pastellkreide bearbeitet. Fertig ist dann unser „Unikat“.